Das Carlo Schmid Programm

Erfahrungsbericht aus dem Bewerbungsprozess für Praktika in internationalen Organisationen

Ein Praktikum bei ner internationalen Organisation, und dann auch noch dafür bezahlt werden? Besser kanns nicht klingen, und gibts auch, mit dem Carlo-Schmid-Programm. Weil ich vor meiner Bewerbung erfolglos nach Erfahrungsberichten aus dem Bewerbungsprozess gesucht habe, gibts hier eine kleine Gedankensammlung. Ich kannte niemanden davor, und mir hätte das vermutlich geholfen ein bisschen mehr dazu zu wissen (hat aber ohne auch geklappt).

Welche Stelle solls denn sein? #

Das ist eine Plattitüde, aber nun mal wahr: Die Stelle muss zur Bewerbung passen. Das ist so ziemlich das wichtigste, was nach dem Prozess immer wieder gesagt wurde. Heißt, wenn ihr euch als fancy Masterabsolvent mit krassem Abschluss auf ne Stelle bewerbt, die für Bachelorstudis mit anderer Richtung konzipiert wurde, bringt euch das erstmal wenig. Weder zu hoch, noch zu tief greifen ist die Lösung, um keine eurer Prioritäten zu verschwenden.

1. Schritt: Bewerbungsmappe #

Zuallererst: man muss nicht an ner krassen Uni studieren oder ein krass optimierten Lebenslauf mitbringen, um reinzukommen. Ich war an wahrlich keiner Elite Uni und bin trotzdem reingerutscht, und viele andere auch. Nichtsdestotrotz: Es sind natürlich vor allem die SciencePo / LSE Studierenden dieser Welt im Vorteil, deswegen muss man trotzdem ordentlich Arbeit in die Bewerbung reinstecken, damit die nicht im CSP wieder unter sich bleiben :)

Am meisten Planung bedarf der Sprachnachweis auf C-Niveau. Wegen fehlendem Sprachnachweis werden viele Leute in der ersten Stufe aussortiert, also langfristig planen! Leider kostet der bei vielen privaten Unternehmen (IELTS etc.) ordentlich, aber an den meisten Unis werden auch Sprachtests abgenommen. Bei beiden Arten dauert meist die Terminvergabe, und es lohnt sich für die spezifischen Tests ein bisschen zu lernen, weil es selbst für Menschen mit guten Sprachskills einfach ne weirde Art des Tests ist.

Dann das typische Zeug: Lebenslauf und Motivationsschreiben. Wie immer ordentlich auf jede einzelne Stelle anpassen und öfter mal drüberlesen lassen von anderen. Empfehlenswert ist einmal tiefer in die Website der Abteilung in der Organisation einzutachen, die ihr spannend findet. Ich hab damals ein paar Reports von meiner Stelle gelesen um zu verstehen wo ihre Prioritäten liegen.

Untypisch hingegen ist die Zusammenfassung der Module, die der DAAD fordert. War mir fremd, aber geht eigentlich ganz einfach. Auch hier lohnt es sich, bisschen langfristig drüber nachzudenken, welche sich eignen und welche erwähnenswert sind. Und dann aus den Modulen Dinge erwähnen, die zur Stelle passen oder gefordert wurden. Schadet bestimmt auch nicht wenn man in dem Kontext gleich mal ne Bachelor oder Seminararbeit verlinkt.

Insgesamt ist es halt wie andere Bewerbungen. Aufeinander abgestimmte Dokumente, Vollständigkeit und nen passendes Profil sind das A und O. Die Bewerbung ist die Grundlage für alle späteren Schritte im Prozess, also steckt ordentlich Arbeit rein.

2. Schritt: Bewerbungsgespräch #

Bei mr fiel dieser Schritt zum Glück weg, weil meine Organisation alle Bewerbungen nur intern geranked hat und keine Interviews durchführt. Von dem was ich gehört habe, können die von absolut entspannt bis komplett stressig in allen Varianten kommen, und es ist schwer so richtig abzuschätzen was Sache ist. Insgesamt empfehlenswert ist sich dafür auf “competency based interview questions” vorzubereiten, die sind bei internationalen Organisationen ziemlich oft genutzt. Das ist ne spezifische Art von Fragen, um bestimme Kompetenzen abzufragen (wie der Name schon sagt), und die Antwort darauf sollte immer einem bestimmten Schema folgen (Google ist euer Freund für Beispiele).

3. Schritt: Gespräch mit dem DAAD #

Last but not least gibts dann auch noch ein Gespräch mit dem DAAD. Neben einer Person vom DAAD waren auch 2 andere Menschen da, bei den meisten waren das Alumni des CSP oder Leute aus dem Fachgebiet. Ich fands ziemlich intense, weil man von mehreren Leuten mit Fragen bombardiert wird zu Motivation, Vergangenheit, Plänen etc. Manche Fragen sind auch sehr spezifische Fachfragen, in denen ich auch mal sagen musste dass ich die Antwort nicht weiß.

Es werden in den Interviews auch Sprachkompetenzen getestet, heißt es wird zwischendurch einfach zwischen Englisch und Deutsch gewechselt (potentiell auch anderen Sprachen aus euerer Bewerbung). Darauf sollte man vorbereitet sein und ein bisschen im Sprachfluss drin.

Eine Frage die mich aus dem Konzept geworfen hat: “Was ist dein Lieblings SDG?” Es wird also auch zu Dingen aus dem Kontext von internationalen Organisationen insgesamt gefragt, den man also ein bisschen kennen sollte. Sonst waren sehr viele individuelle Fragen dabei, die schwer vorhersehbar sind. (btw: ChatGPT gibt sehr gute Übungsfragen aus)

Die Antwort #

Nach einem sich sehr lang anhaltenden Warteprozess kommt dann die Antwort. Ich war etwas überrascht von meiner Zusage, ich hatte mit einer Absage gerechnet. Wichtig ist in Erinnerung zu behalten, dass sich etwa 1000 Leute bewerben und nur ca 10% reinkommen. Es ist einfach sehr kompetitiv und es wird stark ausgesiebt.

Versuchen lohnt sich trotzdem! Mit guter Vorbereitung und viel Glück schaffen es eben nicht nur immer die gleichen Menschen von Eliteunis rein, sondern auch aus anderen Hintergründen (wenn auch peinlich wenige). Und es ist wirklich eine einzigartige Chance.

Passt eure Bewerbung gut an, übt mit anderen das Gespräch, sprecht mit Alumni aus dem Programm (wenn ihr welche kennt), macht euch schlau über die Organisation wo ihr hinwollt und dann kanns was werden.

Also: Viel Glück!

falls ihr fragen habt, schickt mir gerne ne mail.